Geschichte

Das Elisabethkircherl oder die Entdeckung der Stille

Wer kennt das nicht? Die täglichen Herausforderungen des Alltags lassen uns kaum Zeit zum Durchatmen. Ruhige Augenblicke und Zeit zur Besinnung, zum Innehalten, sind zu etwas Seltenem, gar Außergewöhnlichem, geworden. Es gilt, zur Ruhe zu kommen, die Stille wiederzuentdecken, neue Kraft zu tanken. Das berühmte Elisabethkircherl hoch oben am Schneeberg ist so ein Kraftplatz.

Die kleine römisch-katholische Gedächtniskirche zählt zur Pfarre Puchberg und ist die höchstgelegene Kirche der Erzdiözese Wien. © NB/Chaloupek

Egal, ob mit der Schneebergbahn oder zu Fuß erklommen. Kaum oben beim Bergbahnhof Hochschneeberg, dem höchstgelegenen Bahnhof Österreichs angekommen, präsentiert sie sich in ihrer vollen Jugendstilpracht. Nein, sie thront gar hier auf 1.800 Meter – die Kaiserin Elisabeth-Gedächtniskirche, liebevoll „Elisabethkirche“ oder „Elisabethkircherl“ genannt, und ehrt das Andenken an „Sisi“, der legendären Kaiserin und ikonischen Ehefrau Kaiser Franz Josephs I. Niemand anderes als der Kaiser selbst war es, der den Bau des Elisabethkircherls unweit der Bergstation der Zahnradbahn in Auftrag gegeben hat.

Im Juni 1902 stattete Kaiser Franz Joseph I. der Gebirgsgemeinde Puchberg am Schneeberg und der Gedächtniskirche einen persönlichen Besuch ab. ©NB/Zwickl

Nach den Plänen von Jugendstil-Architekt Rudolf Goebel ab 1899 erbaut, wurde die Gedächtnisstätte im September 1901 nur einen Tag nach der Schlusssteinlegung vom Wiener Weihbischof Godfried Marschall geweiht. Im Vorraum befindet sich ein Bronzerelief der Kaiserin Elisabeth, gegenüber eine Marmortafel mit folgendem Vers von Peter Rosegger:

„Sei mir gegrüßt, du schönes reines, auf einsamer Höhe erblühendes Edelweiß, erhaben trauerndes Sinnbild du der herrlichen Frau!

Peter Rosegger

1903 endeten auch die Außenarbeiten am Gelände. Die Malereien von den k.k.-Hof-Dekorationsmalern Knaus und Pruszinsky folgten erst 1907. Noch vor ihrem 10-Jahres-Jubiläum übernahm der bekannte Wiener Cafétier Ludwig Riedl die Erhaltung der Kirche. Im Jahr 1914 erhielt die Kuppel schließlich ein Sternenmosaik aus venezianischem Glas.

Beim Bergbahnhof Hochschneeberg angekommen, präsentiert sich die Elisabethkirche in ihrer vollen Jugendstilpracht. ©NB/Stranz

Seit 1935 ist das Kirchengrundstück im Besitz der Stadt Wien, das Gebäude selbst ist als Superädifikat eingetragen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Elisabethkirche schwer beschädigt, etliche Teilsanierungen durch einen eigens gegründeten Verein zur Erhaltung und eine Generalrenovierung im Jahr 1955 folgten. Stürmische Winter verursachten jedoch neuerliche Schäden. 1968 löste sich der Verein zur Erhaltung schließlich auf, die Verantwortung für die Instandhaltung liegt seitdem beim Ortspfarrer.

In den 1970er, 1980er und 1990er Jahren wurden mit Unterstützung des Landes NÖ und des Bundesdenkmalamts weitere teils aufwändige Sanierungs- und Restaurierungsmaßnahmen umgesetzt. Im Jahr 2010 erfolgte die vorerst letzte Renovierung des Bauwerks. Die Kaiserin-Elisabeth-Gedächtniskirche steht unter Denkmalschutz.

Ein ganz besonderer Kraftplatz auf 1.800 Meter Seehöhe. Die Gedächtniskirche am höchsten Berg Niederösterreichs. ©NB/Zwickl

Lust bekommen, dem Elisabethkircherl zum Krafttanken und Innehalten einen Besuch abzustatten? Unsere Schneebergbahn bringt euch während der Saison in nur 40-minütiger Fahrt hinauf auf den Hochschneeberg.

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