Geschichte

Wachaubahn: Kulturdenkmal auf Schiene

Eine unglaubliche Vielfalt von Natur, Kultur und Genuss auf dichtem Raum – das macht den Zauber der Wachau aus. Die Wachaubahn verkehrt hier schon seit über 110 Jahren und verbindet Krems an der Donau mit Emmersdorf gegenüber von Melk. Durch die Trassierung in erhöhter Lage ergeben sich bei einer Fahrt mit der Wachaubahn ganz besondere Ausblicke. Die dreizehn Bahnstationen entlang der Strecke laden zum Entdecken zahlreicher Kultur-, Natur- und Genussangebote und jahrhundertealter Bauwerkskunst ein.

Die Wachaubahn ist eng mit der Kultur- und Landschaft des Weltkulturerbes verbunden. ©NB/Bollwein

Lange war um den Bau einer Bahn gerungen worden, waren doch die heute weltbekannten Wachauer Tourismusorte bis ins Jahr 1909 nur via Postkutsche zu erreichen. Ursprünglich sollte eine Bahnstrecke errichtet werden, die von Wien westwärts entlang der Donau sowie ab Stockerau am linken Donauufer über Krems nach Linz führt. Dieser Plan wurde jedoch verworfen. Schließlich entstand eine Bahnstrecke durch den Wienerwald, die 1858 als „Kaiserin Elisabeth-Bahn“ (heutige Westbahn) eröffnet wurde. Als Teil dieses Bahnnetzes wurde die Strecke von Sankt Valentin bis Mauthausen errichtet, die von 1872 bis 1956 dann zur Summerauer Bahn gehörte. 1897 wurde mit dem Bau der Lokalbahn Mauthausen-Grein begonnen, die 1905 bis Krems erweitert wurde. Erstmals in der Geschichte des Bahnbaus wurden neben den wirtschaftlichen Interessen auch die Denkmal- und Landschaftspflege beinahe gleichberechtigt berücksichtigt. Hier wurde bereits ein Grundstein für das spätere Weltkulturerbe gelegt, denn wo immer es ging, wurde beim Bau auf den Erhalt der historischen Ortskerne Wert gelegt. Da das Gebiet schon damals als archäologisch interessant galt, wurde der Untergrund der geplanten Bahntrasse von einem Team der anthropologisch-prähistorischen Sammlung des k. und k. Naturhistorischen Hofmuseums unter der Leitung von Kurator Josef Szombathy genau untersucht. 1908 kam es dabei zu einem Sensationsfund: Die ca. 29.500 Jahre alte Venus von Willendorf wurde vom Arbeiter Johann Veran entdeckt.

Eine Statue erinnert an den Fundort der weltbekannten Venus von Willendorf. ©DonauNOE/Markowitsch

Die feierliche Eröffnung der Lokalbahn Krems-Grein als Teilstück der Donauuferbahn fand schließlich im Dezember 1909 statt. 1930 wurden die Lokalbahnen zwischen Mauthausen und Krems verstaatlicht und neun Jahre später in die Deutsche Reichsbahn eingegliedert. Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Bahnstrecke in das Eigentum der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) über.

1998 wurde die Bahnstrecke zwischen Emmersdorf und Krems als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt. Zusätzlich ist sie Bestandteil der Kulturlandschaft Wachau, die im Jahr 2000 in die Liste des UNESCO-Weltkultur- und -naturerbes aufgenommen wurde. Die Bahnlinie selbst sowie Bahnhöfe und einige Nebengebäude, wie der Wasserturm von Spitz, stehen seit 1999 unter Denkmalschutz. Daher liegt die Erhaltung der Strecke und Bauwerke im öffentlichen Interesse.

Bis 2009 wurde die Donauuferbahn im Sommer von den touristischen Erlebniszügen „Wachau“ und „Strudengau“ befahren – zwei der letzten verbliebenen Züge auf der gesamten Strecke sowie die einzigen Personenzüge zwischen Emmersdorf an der Donau und Sarmingstein. Im Jänner 2010 beschlossen die ÖBB, diese Bahnstrecke aufzugeben. Schon zuvor war der Zugverkehr auf der Strecke öfter aufgrund großer Schäden an der Strecke durch starke Regenfälle gesperrt und eine Wiederaufnahme des Zugverkehrs nur nach zähen Verhandlungen möglich.

Die Wachaubahn in ihrem Revier. ©NB/Kerschbaummayr

Mit 12. Dezember 2010 wurde der Planverkehr auf der Gesamtstrecke eingestellt und durch Busse ersetzt. Das Land Niederösterreich erklärte sich bereit, die Wachaubahn (samt einiger bereits eingestellter Streckenabschnitte) zu übernehmen und für den Fortbestand des Kulturguts zwischen Krems und Emmersdorf zu sorgen. Seit diesem Zeitpunkt besteht der 34 km lange Abschnitt der Wachaubahn als touristische Bahnstrecke der Niederösterreich Bahnen weiter. 2011 und 2012 investierten die Niederösterreich Bahnen in Strecke, Fahrzeuge und Infrastruktur, um die Wachaubahn zukunftsfit zu machen. 2016 erfolgte der Ankauf neuer Fahrzeuge: Die goldenen Triebwagen mit ihren großzügigen Panoramaverglasungen ermöglichen einen einzigartigen Ausblick auf die wunderschöne Landschaft und die sich vorbeischlängelnde Donau.

Die Wachaubahn spielt heute eine zentrale Rolle im multimodalen Verkehrskonzept der Wachau. In der Saison (zwischen März und November) werden Touristen, Ausflügler und Gruppen mit der Bahn zu den größten Attraktionen der Region gebracht. In enger Abstimmung mit Fähren, Schifffahrt, Leihrad- und E-Mobility-Angeboten, Busverkehr und Tourismusbetrieben ist die Wachaubahn daher ein wichtiger touristischer Faktor im Weltkulturerbe Wachau. Im Hochwasserfall fällt der Wachaubahn zusätzlich eine wichtige Rolle zu: Durch die erhöhte Trassierung sorgt sie dann als einzig verbleibendes Verkehrsmittel für die Erreichbarkeit der Wachaugemeinden.

Die Stationen der Wachaubahn. ©Niederösterreich Bahnen

Mehr Neuigkeiten von den Niederösterreich Bahnen regelmäßig ins Postfach? Hier für unseren Newsletter anmelden: Zur Anmeldung.