Geschichte

„Der König der norischen Alpen“ und seine Zahnradbahn

Weithin sichtbar erhebt er sich über unser Land: der Schneeberg. Mit 2.076 Meter ist er aber nicht nur der höchste Berg Niederösterreichs. Er ist auch der östlichste sowie nördlichste Zweitausender der Alpen. Seine Dominanz von knapp 50 km wird österreichweit nur vom Großglockner übertroffen. Nicht umsonst konnte sich der Schneeberg in der Literatur den Beinamen „König der norischen Alpen“ sichern. Seit mehr als 120 Jahren ist das Hochplateau durch eine Zahnradbahn erschlossen: Die Schneebergbahn ist heute eine von drei noch existierenden Zahnradbahnen in Österreich.

Eine wahrlich imposante Erscheinung: Der höchste Berg Niederösterreichs, der Schneeberg. ©Niederösterreich Werbung/Andreas Jakwerth

Werfen wir einen Blick zurück. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam der Bergtourismus immer mehr in Mode. Die ersten Schutzhütten im Schneeberggebiet zählten schon in diesen Tagen um die zehntausend Besucher pro Jahr. Der Bau einer Zahnradbahn war daher ein naheliegender Schritt. Bereits 1872 gab es die ersten Pläne. 1885 erhielt Ing. Tauber eine Vorkonzession für eine „Lokomotiv-Eisenbahn“ von Wiener Neustadt nach Puchberg am Schneeberg. Im Jahr 1895 wird schließlich die Eisenbahnbau-Betriebsunternehmung von Ing. Leo Arnoldidem Vater der Schneebergbahn – mit dem Bau der Zahnradbahn beauftragt. Im Dezember desselben Jahres fand der feierliche Spatenstich für den Bahnhof Puchberg am Schneeberg statt.

Eisenbahn-Bauingenieur Leo Arnoldi (1843-1898), der Vater der Schneebergbahn. ©Wikimedia_gemeinfrei

Der Bau der Bahntrasse startete im Frühjahr 1896. Den Arbeitern – aus allen Teilen der Monarchie – standen damals nur wenige technische Hilfsmittel zur Verfügung. Die Materialtransporte wurden mit Maultier- und Ochsengespannen durchgeführt. Zur Unterbringung von Arbeitern und Tieren wurden Baracken und Stallungen am Ortsrand von Puchberg errichtet. Noch im Herbst 1896 waren der Unterbau und die Tunnel-Durchbrüche fertiggestellt.

Am 1. Juni 1897 dampfte der erste fahrplanmäßige Zug bis zur Station Baumgartner. Gleichzeitig gingen auch im oberen Streckenabschnitt die Arbeiten zügig voran. Seit 25. September 1897 verkehrt die Schneebergbahn auf der Gesamtstrecke und erschließt als längste Zahnradbahn Österreichs (9,7 km) den höchstgelegenen Bahnhof Österreichs, den Bergbahnhof Hochschneeberg.

Die Station Baumgartner, heute auch bekannt als „Buchtelstation“, um 1900. ©Wikipedia_gemeinfrei

Im Jänner 1899 übernahm die Eisenbahn Wien-Aspang (EWA) die kompletten Anlagen sowie die Betriebsführung. Am 18. Juni 1902 besuchte Kaiser Franz Joseph I. die Schneebergbahn und fuhr mit ihr auf den Hochschneeberg. Er besichtigte das 1898 eröffnete, gleichnamige Hotel in der Nähe der Endstation, sowie das Elisabethkircherl. Das Hotel besteht heute noch unter dem Namen Berghaus Hochschneeberg.

Am 1. Juli 1937 wurde der Betrieb durch die Österreichischen Bundesbahnen (BBÖ) übernommen, die Anlage blieb jedoch im Besitz der EWA. Nach ihrer Eingliederung in die Deutsche Reichsbahn 1938 wurde der Betrieb der Schneebergbahn ebenfalls von dieser übernommen. Am 1. Jänner 1940 wurde die Zahnradbahn verstaatlicht und dem Besitz der Reichsbahn zugeschlagen.

Wie zu Kaisers Zeiten: Mit Volldampf geht’s auch heute noch in den Sommermonaten mit dem Nostalgiedampfzug hinauf auf den Schneeberg. ©NB/Zwickl

Nach Kriegsende 1945 führten die Staatseisenbahnen die Schneebergbahn weiter. 1947 übernahmen die wieder gegründeten Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) den Betrieb, und führten ihn nahezu unverändert, also ausschließlich mit Dampflokomotiven bis Ende 1996.

Am 1. Jänner 1997 wurde eine Partnerschaft zwischen den Niederösterreich Bahnen und den ÖBB begründet, die den Betrieb der Zahnradbahn übernahm. Der neue Name des Unternehmens lautete nun Niederösterreichische Schneebergbahn GmbH. Die Infrastruktur blieb im Besitz der ÖBB. In der Saison 1999 kamen erstmals zusätzlich zu den traditionellen Dampflokomotiven die neuen Salamander-Triebwagen zum Einsatz.

„Salamander“ on tour. ©NB/Zwickl

Im Dezember 2010 wurde im Rahmen eines Übernahmepaktes die Infrastruktur der Schneebergbahn vom Land Niederösterreich übernommen. Seit 2012 befindet sich die Bahn zu 100 Prozent im Besitz der Niederösterreich Bahnen. Investitionen in Infrastruktur, Strecke und Fahrzeuge folgten und die Schneebergbahn entwickelte sich immer mehr zu einem Publikumsmagneten und zählt heute zu Niederösterreichs Top-Ausflugszielen. Alleine in der Saison 2019 konnte die Schneebergbahn 178.000 Besucher*innen verzeichnen.

Die Schneebergbahn heute

Als Ausgangspunkt für entspannte Fahrten auf den Schneeberg dient heute das moderne Tourismusportal in Puchberg am Schneeberg. In nur 40-minütiger Fahrt geht es während der Saison täglich mit dem Salamanderzug zum Bergbahnhof Hochschneeberg auf 1.800 Meter Seehöhe. In den Sommermonaten macht sich an Sonn- und Feiertagen zusätzlich der nostalgische Dampfzug wie zu Kaiser Franz Josephs Zeiten gemütlich auf den Weg. Tipps zu einem Urlaub an der Schneebergbahn findet ihr hier.

Am Berg locken das im Sinne der Natur neugestaltete Bergareal Hochschneeberg mit neuer Wegeführung, dem Kaiserrastplatz mit einmaliger Aussicht, dem neugestalteten Spielplatz und zahlreichen Sitzmöglichkeiten. Die bewegte Geschichte der Schneebergahn besonders erlebbar macht der brandneue Hearonymus Audioguide, der als virtueller Reisebegleiter fungiert.

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Quellen: Archiv Niederösterreich Bahnen, Wikipedia