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Mit Volldampf durch die Ausbildung

Sie üben seit jeher eine besondere Faszination auf Eisenbahnfans aus – die Dampflokomotiven. Fünf verschiedene dieser alten Damen sind bei den Niederösterreich Bahnen im Einsatz. Auf der Mariazellerbahn verkehrt die Mh. 6, bei der Waldviertelbahn sind Mh. 1 und Mh. 4 unterwegs und auch den Schneeberg erklimmen regelmäßig zwei Dampflokomotiven. Allesamt weit über 100 Jahre alt. Deren Bedienung ist dementsprechend herausfordernd und verlangt eine Menge an Wissen. Erstmalig haben wir, die Niederösterreich Bahnen, nun selbst zwei Dampflokführer für die Waldviertelbahn ausgebildet: Werner Kellner und Mario Hietler. Warum sie so gerne Dampflok fahren und wie die Ausbildung war, erzählt das Duo im Doppelinterview.

Die neuen Dampflokführer der Niederösterreich Bahnen Werner Kellner und Mario Hietler mit Franz Wagenhofer von der Abteilung Eisenbahntechnik des Landes NÖ und Lokführer Wolfgang Pfoser. ©NB/Frantes

1. Was war für euch der besondere Reiz an der Ausbildung zum Dampflokführer?

Werner Kellner: Ich bin schon Dampflokführer bei der Steyrtal-Museumsbahn und wollte nun auch auf den Schienen der Niederösterreich Bahnen fahren dürfen. Denn mit dieser Ausbildung darf ich bei der Waldviertelbahn, bei der Mariazellerbahn und theoretisch auch bei der Citybahn Waidhofen fahren.

Mario Hietler: Mich hat schon in Kindertagen der Virus Eisenbahn und Dampflok befallen – es war einfach ein Traum, den ich mir nun erfüllt habe. Ich darf nun mit der Waldviertelbahn auf beiden Ästen fahren. (Anm.: Gemeint sind der Nordast von Gmünd nach Litschau und der Südast von Gmünd nach Groß Gerungs.)

2. Wie läuft die Ausbildung ab?

Werner Kellner: Bevor man Dampflokführer werden kann, muss man die Ausbildungen zum Kesselwärter, Anheizer und Diesellokführer absolvieren. Bis man dann Dampfloks steuern darf, dauert es mehrere Jahre. Denn pro Ausbildung muss man schon circa ein Jahr rechnen. Hört sich jetzt viel an, macht aber wirklich viel Spaß!

Mario Hietler: Stimmt. Die Ausbildung dauert länger – ich habe 2012 angefangen, die ersten Ausbildungen in diese Richtung zu machen. Aber es war jeden Tag wert!

3. Gab es besondere Herausforderungen?

Werner Kellner: Da ich seit 2015 eben schon bei der Museumsbahn fahre, waren nur teilweise neue Dinge dabei. Die Streckenverhältnisse und natürlich auch das Wetter im Waldviertel waren neu. Bei der Ausbildung ist es auch wichtig, ein Gefühl für die Dampflok zu bekommen. Im Gegensatz zur Diesellok braucht man Erfahrung und ein gutes technisches Verständnis, um zu sehen beziehungsweise zu fühlen, wenn bei der Maschine etwas nicht stimmt.

Mario Hietler: Die punktgenaue Bremsung bei den Wassertürmen ist schon herausfordernd. Aber das gelingt selbst langgedienten Dampflokführern manchmal besser, manchmal schlechter. Ich bin aber sehr stolz, dass es bei meiner Prüfungsfahrt so gut geklappt hat: Unser Prüfer Herr Wagenhofer meinte, dass meine Fahrt nahezu perfekt war.

4. Was war besonders schön an der Ausbildung?

Werner Kellner: Die gute Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Waldviertel sowie den Lehrlokführern. Ich fand super, dass die Ausbildung wirklich übergreifend ist und wir auch die Technik der Schneebergbahn-Dampfloks miterlernen durften. Wir waren auch zu Gast beim Eisenbahnclub Mh.6 und durften die Mh.6 genau unter die Lupe nehmen. Zwischen den Mh.s gibt es nämlich kleinere Unterschiede in der Bedienung.

Mario Hietler: Da gibt es vieles! Mein Highlight war in jedem Fall, dass wir auch die Dampfloks der anderen Bahnen kennenlernen durften. Am Schneeberg zu sehen, wie es dort abläuft, oder eben beim Eisenbahnclub Mh.6. –  Einblicke in andere Arbeitsweisen bei den verschiedenen Dampflokmodellen sind wichtig.

Geschäftsführerin der Niederösterreich Bahnen Barbara Komarek und Betriebsleiter Gernot Zoubek überreichten Mario Hietler (links Mitte) und Werner Kellner (rechts Mitte) ihre Zeugnisse. ©NB/Schardinger

5. Welche Tipps hast du für künftige Anwärter zum Dampflokführer oder zur Dampflokführerin?

Werner Kellner: Für die Ausbildung braucht man Geduld. Sie steht und fällt mit einer guten Heizerausbildung, denn diese ist die Grundlage für eine gutfunktionierende Maschine und bringt das notwendige technische Wissen um die Zusammenhänge von Maschine und Dampf.

Mario Hietler: Man sollte auf jeden Fall Liebe für die Sache haben. Aber ich denke, dass man die Ausbildung zum Dampflokführer nur macht, wenn man sich wirklich dafür interessiert. Denn das Schaufeln der Kohlen, das Arbeiten an der Maschine – das ist körperlich schwere Arbeit. Aber macht auch richtig Spaß!

6. Wann wirst du das erste Mal ausfahren?

Werner Kellner: Bei den Niederösterreich Bahnen erst nächstes Jahr, da wird sich heuer keine Fahrt mehr ausgehen. Mit der Museumsbahn Steyral werde ich jedoch mit der U-Baureihe ausfahren. Diese ist zwar etwas kleiner als die Mh., aber auch sehr spannend!

Mario Hietler: Im April 2020 bei den Probefahrten mit der Dampflok oder spätestens im Mai. Ich freue mich schon sehr darauf, die beiden Äste Gmünd – Litschau und Gmünd – Groß Gerungs dann zum ersten Mal alleine befahren zu dürfen.

7. Worauf freust du dich bei deiner ersten Ausfahrt im Waldviertel am meisten?

Werner Kellner: Auf schönes Wetter, denn die Landschaft ist einmalig. Als Dampflokführer sieht man davon sehr viel. Natürlich ist eine Ausfahrt auch anstrengend und der Körper lässt einen am Abend wissen, was man untertags gemacht hat, aber der Spaß am Dampflokführer sein überwiegt einfach!

Mario Hietler: Dass hoffentlich alles perfekt funktioniert, die Fahrgäste zufrieden sind und einen tollen Tag haben. Bei schönem Wetter ist das Waldviertel natürlich ein noch größeres Erlebnis.

Bild 1: Die Dampflok Mh. 6 ist bei der Mariazellerbahn im Einsatz. ©NB/Mikscha; Bild 2: Im Sommer fahren regelmäßig nostalgische Dampfzüge auf den höchsten Berg Niederösterreichs – den Schneeberg. ©NB/Zwickl; Bild 3: Werner Kellner, Mario Hietler und Franz Wagenhofer nach der bestandenen Prüfung vor der Dampflok Mh. 4 der Waldviertelbahn. ©NB/Frantes

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